Forschungsprojekt: Die Rolle von Erbschaften für die Vermögensungleichheit

Projektziel

In diesem Projekt wird erstmals auf Basis der Erbschaftsteuerstatistik und des SOEP eine spitzenkorrigierte Vermögensverteilung geschätzt. Analysiert werden die Vermögenskonzentration, die Portfolios der Hochvermögenden, die Bedeutung von ererbten Vermögen, der Gender Inheritance Gap und der Gender Wealth Gap sowie Ausweichreaktionen bei der Erbschaftsbesteuerung.

Projektbeschreibung

Kontext

Die Vermögensverteilung ist von großem Interesse, sowohl für die breite Medienöffentlichkeit, für die Politik als auch für die Wissenschaft. Die Vermögensungleichheit hat in Deutschland seit der Wiedervereinigung zugenommen und ist im internationalen Vergleich sehr hoch.

Erbschaften sind ein einflussreicher, aber bisher wenig erforschter Treiber der Vermögenskonzentration. Die meisten Personen in Deutschland bekommen nichts oder nur wenig vererbt. Nur wenige bekommen bereits in jungen Jahren größere Beträge, und sehr wenige bekommen sehr viel. Dies reduziert die Chancengleichheit innerhalb einer Generation und belastet die meritokratischen Grundlagen von Leistungsgesellschaft, sozialer Marktwirtschaft und Kapitalismus.

Fragestellung

Im Projekt werden vor allem analysiert:

1) Spitzenkorrigierte Vermögensverteilung 2007-2020:

Wie ist das Verhältnis von Self-Made-Vermögenden im Vergleich zu traditionellen Unternehmerfamilien und -Dynastien oder Rentiers, die ihr Vermögen überwiegend aus Erbschaften erhalten haben? Welche Rolle spielen dabei Immobilien, Unternehmensvermögen und Schulden?

2) Vom Gender Inheritance Gap zum Gender Wealth Gap:

Vererben Eltern ihren Söhnen einen höheren Anteil an Firmenvermögen als ihren Töchtern? Haben, bei gegebener Vermögenshöhe, Männer eher ihr Vermögen selbst erwirtschaftet, während Frauen es geerbt haben? Wie variiert der Gender Inheritance Gap über die Verteilung und welchen Beitrag liefert er zum Gender Wealth Gap?

3) Langfristige Vermögensübertragung und Erbschaftsteuer:

Wie stark passen Vermögende ihre Schenkungen bei Änderungen in der Erbschaftsbesteuerung an? Reagieren Väter stärker als Mütter oder umgekehrt? Werden Unternehmensvermögen eher an die Söhne übertragen?

Untersuchungsmethoden

Schätzung der Top-Vermögensverteilung auf Grundlage der Erbschaftsteuerstatistik mit der Estate-Multiplier-Methode, die es ermöglicht, von der Verteilung der Erbschaften auf die Vermögensverteilung zu schließen. Integration und Abstimmung mit der Vermögensverteilung des SOEP einschließlich der Hochvermögendenstichprobe.

Berechnung und Zerlegung von Gender Inheritance Gap und Gender Wealth Gap anhand von Umgewichtungsmethoden und Quantilsregressionen.

Schätzung der Auswirkungen der Erbschaftsbesteuerung auf den Zeitpunkt von Schenkungen (Testamentsplanung) mit Hilfe eines Differenz-von-Differenzen-Ansatzes, für den größere Veränderungen der Erbschaftsbesteuerung in Deutschland zugrunde gelegt werden (Reform 2009).

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Stefan Bach
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. DIW Berlin
Public Economics Department
sbach@diw.de

Bearbeitung

Charlotte Bartels
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. DIW Berlin
cbartels@diw.de

Theresa Neef
Paris School of Economics
theresa.neef@psemail.eu

Kontakt

Dr. Saskia Freye
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
Saskia-Freye@boeckler.de

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