Forschungsprojekt: Die Finanzmarktverlierer*innen

Projektziel

Das Projekt „Finanzmarktverlierer*innen“ adressiert mögliche systematische Benachteiligungen finanzschwächerer Haushalte in Deutschland beim Vermögensaufbau und bei privaten Geldgeschäften. Hierbei kommen insbesondere geringere Renditen beim Vermögensaufbau oder Zugangsbeschränkungen in Betracht. Das Projekt klärt zudem, ob sich solche möglichen Nachteile als Armutsaufschlag quantifizieren lassen.

Projektbeschreibung

Kontext

Viele Menschen sorgen sich angesichts andauernder Rentendiskussionen und Wirtschaftskrisen um ihre finanzielle Absicherung. Das gilt insbesondere für Finanzschwächere, denn niedrige Einkommen korrelieren häufig auch mit niedrigen Vermögen. Eine wichtige Rolle beim Vermögensaufbau und bei Geldgeschäften spielt die Funktionsweise des Finanzmarkts, der aus Sicht der Verbraucher*innen vielfach von Informationsasymmetrie, Produktkomplexität und Interessenkonflikten geprägt ist. Zusätzliche Hürden für finanzschwächere Menschen könnten deren Möglichkeiten zur finanziellen Absicherung einschränken und Ungleichheiten manifestieren. Der Sozialstaat trägt Verantwortung für eine faire Teilhabe aller Gesellschaftsschichten an der privaten Daseinsvorsorge. Dazu zählt auch eine faire Chance, privates Vermögen aufzubauen und sich abzusichern. Etwaige Befunde, die auf systematische Benachteiligungen Finanzschwächerer hinweisen, lassen einen Erkenntnisgewinn zu bestehenden Ungleichheiten erwarten.

Fragestellung

Das Projekt legt den Schwerpunkt auf die Chancengleichheit von Finanzschwächeren am Finanzmarkt. Die Forschungsfrage lautet: „Sind finanzschwache Haushalte in Deutschland beim Vermögensaufbau und bei privaten Geldgeschäften systematisch benachteiligt, weil sie gegenüber Besserverdienenden geringere Renditen erwirtschaften und ihnen nur weniger oder teurere Optionen zur Verfügung stehen?“

Die Untersuchung lenkt den Fokus auf die sonst wenig beachteten finanzschwächeren Gruppen. Sie analysiert, wie sich geringe finanzielle Mittel auf die Chancengleichheit am Finanzmarkt auswirken. Insbesondere will das Projekt strukturelle Barrieren erforschen, denen sich Einkommens- bzw. Vermögensschwächere bei alltäglichen Geldgeschäften ausgesetzt sehen. Ziel ist es, ein breiteres öffentliches Bewusstsein für die Probleme Finanzschwächerer zu schaffen und eine gesellschaftliche Diskussion auszulösen. Zudem werden Lösungsvorschläge entwickelt, um etwaige Ungleichheiten abzumildern.

Untersuchungsmethoden

Das Projekt führt Renditemöglichkeiten am Finanzmarkt für unterschiedliche Einkommens- bzw. Vermögensgruppen mit Produktanalysen zusammen.

Dazu wird die durchschnittliche Rendite nach Vermögens- bzw. Einkommensgruppen ermittelt, indem Portfolios einzelner Haushalte mit Daten zur langfristigen Renditeentwicklung bestimmter Anlageklassen zusammengeführt werden.

Zudem erfolgt eine produktbezogene Analyse, die Kosten und Zugangsmöglichkeiten verschiedener Finanzprodukte betrachtet und nach Einkommens- bzw. Vermögensgruppen vergleicht. Beide Analysen werden zusammengeführt, und – wenn möglich – zu einem Armutsaufschlag verdichtet. Integraler Bestandteil ist die Frage, ob Benachteiligungen bestimmte sozioökonomische Gruppen besonders betreffen (z.B. Frauen). Das Projekt adressiert eine relevante Forschungslücke. Bisher konzentriert sich die Forschung auf die Anlagerenditen unterer Vermögensgruppen – ohne mögliche Zugangs- und Kostennachteile bei Finanzprodukten zu untersuchen.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Britta Langenberg
Finanzwende Recherche gGmbH

Dr. Sascha Müller
Finanzwende Recherche gGmbH

Prof. Miriam Rehm
Universität Duisburg Essen Institut für Sozioökonomie

Dr. Gerhard Schick
Finanzwende Recherche gGmbH

Bearbeitung

Moritz Czygan
Finanzwende Recherche gGmbH

Theresa Lagemann
Universität Duisburg Essen Fakultät für Gesellschaftswissenschaften

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung