Forschungsprojekt: Betriebsratsarbeit im digitalen Wandel

Ein Beurteilungssystem zur Nutzung generativer KI

Projektziel

Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines strukturierten Bewertungsinstruments, das Betriebsräten hilft, ethische, rechtliche und soziale Aspekte von KI-Projekten fundiert, effizient und eigenständig zu beurteilen. Damit werden die Herausforderungen der betrieblichen Mitbestimmung im Kontext der digitalen Transformation, insbesondere im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, addressiert.

Projektbeschreibung

Kontext

Im Zuge der digitalen Transformation – vorwiegend durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz – stehen Betriebsräte vor neuen Herausforderungen: Sie müssen komplexe ethische, rechtliche und soziale Fragen bewerten, oft unter beruflicher Doppelbelastung. Ziel des Projekts ist es, Mitbestimmungsorgane dabei zu unterstützen, diese Entwicklungen aktiv und reflektiert mitzugestalten. Gemeinsam mit Betriebsratsmitgliedern werden dafür Ansätze erarbeitet, um deren Bewertungskompetenz und -effizienz zu stärken – ohne auf klassische Frontalformate zu setzen. Stattdessen steht ein ko-kreativer Prozess im Mittelpunkt, der zur Entwicklung eines praxistauglichen Tools führt. Dieses soll ermöglichen, auch ohne spezielles Expertenwissen fundierte Entscheidungen zu treffen. So wird die betriebliche Mitbestimmung gestärkt und das Wissen nachhaltig gefestigt.

Fragestellung

Der Betriebsrat steht vor der Herausforderung, KI-gestützte Digitalisierungsmaßnahmen sinnvoll und verantwortungsvoll zu bewerten. Das hohe Innovationstempo, die betriebliche Doppelbelastung und teilweise unzureichende ethisch-technologische Vorkenntnisse erschweren eine fundierte Entscheidungsfindung. Damit Betriebsräte für diese Problematiken ausreichend ausgerüstet sind, soll die Beantwortung der folgenden Fragen grundlegende Erkenntnisse für die Mitbestimmungsarbeit liefern: Wie können KI-gestützte Prozesse sozial verträglich durch das Einwirken des Betriebsrats gestaltet werden? Wie kann der Betriebsrat zu konstruktiven, ggfs. alternativen Vorschlägen kommen und seinen Gestaltungsspielraum aktiv nutzen? Was sind zu berücksichtigende langfristige Implikationen bei der betrieblichen Nutzung von KI?

Untersuchungsmethoden

Zur besseren Bewertung neuer Technologien in der Mitbestimmung wird der „Implication Fan“ des Berlin Ethics Lab adaptiert – ein Tool, das hilft, Diskussionen zu ethischen, sozialen und rechtlichen Fragen zu strukturieren. Es ermöglicht, Auswirkungen von KI und Digitalisierung auf Beschäftigte, Arbeitsprozesse und Gesellschaft in unterschiedlichen Zeithorizonten systematisch zu erfassen – auch ohne spezielles Vorwissen. Gemeinsam mit dem Betriebsrat der Stadtwerke Lübeck wird das Tool weiterentwickelt, vereinfacht und in ein praxistaugliches Workshopkonzept eingebettet. Ziel ist es, langfristige Folgen neuer Technologien besser zu verstehen und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Das Beurteilungstool soll flexibel einsetzbar, leicht verständlich und anpassbar an diverse betriebliche Szenarien sein. Die Wirksamkeit wird in der Praxis erprobt, wissenschaftlich begleitet und laufend optimiert. So entsteht ein Modell, das auch für andere Mitbestimmungsorgane nützlich sein kann.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr.-Ing. Christian Herzog
Universität zu Lübeck Institute for Electrical Engineering in Medicine
Ethical Innovation Hub

Kooperationspartner

Andreas Wübben
Ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Bezirk Lübeck/ Süd-Ostholstein

Kontakt

Dr. Manuela Maschke
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung